Die Mysterien (Sakramente)

Das Mysterium ist eine sakrale Handlung, die man in der orthodoxe Kirche verrichtet, durch die eine sichtbare Darstellung der unsichtbaren Gaben des Heiligen Geistes offenbart werden. Den sichtbaren Teil der Handlung vollzieht der Bischof oder der Priester. In der heiligen orthodoxen Kirche gibt es 7 Mysterien.

  1. Taufe
  2. Myronsalbung
  3. Buße (Beichte)
  4. Eucharistie (Kommunion)
  5. Krankensalbung oder heilige Ölung
  6. Ehe
  7. Priesterweihe

Die ersten vier Mysterien sind ein untrennbarer Teil des Lebens eines orthodoxen Menschen. Die Taufe und die Myronsalbung werden nur einmalig durchgeführt. Die Buße und die Kommunion sollten den Menschen von der Taufe bis zum Tod begleiten.

Die heilige Ölung wird nur bei schwer kranken Menschen vollzogen oder selten auch in der Kirche im Rahmen einer gemeinsamen Salbung.

Die Mysterien der Ehe und der Priesterweihe können im Leben eines Gläubigen entfallen.

1. Die Taufe

Die Taufe ist eine Neugeburt. Es ist ein Eintreten in die Kirche Gottes. Es ist ein erstes Kriterium für die Teilnahme an den anderen Mysterien wie Buße oder Kommunion.

Die Menschheit hat nach dem Sündenfall Adams, ein zur Sünde neigendes Wesen geerbt. Die heilige Schrift lehrt, dass der Mensch während der Taufe der Sünde stirbt und wird neugeboren in einen neuen Menschen für ein Leben in Christus.

Die Taufe ermöglicht dem Menschen das Aufnehmen der göttlichen Energie Potenz im vollen Maße bereits in diesem Leben. Das wichtigste aber ist die Eröffnung des Weges in das Reich Gottes durch die Taufe. Man darf sie auf keinen Fall als ein magisches Ritual verstehen, das unser Leben einfacher macht. Der Mensch erhält die Taufe für das ewige Leben.

Der kirchlichen Tradition entsprechend findet vor der Taufe die Katechese statt damit der Mensch im vollen Maße versteht warum er dieses Mysterium annimmt und die wichtigsten Aspekte der orthodoxen Glaubensbekenntnisse kennenlernt. Die Taufe sollte eine bewusste Entscheidung des Menschen sein. Diese bewusste Entscheidung können die Kleinkinder nicht treffen, für sie treffen diese Entscheidung der kirchlichen Tradition nach die Paten. In diesen Fällen wird die Katechese mit ihnen und mit den Eltern der Kinder durchgeführt.

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2. Myronsalbung (Firmung)

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Die Myronsalbung ist ein Mysterium in dem der Heilige Geist auf den Getauften (Firmling) niedergeht.

Zur Zeit der Apostel wurden dem Getauften nach der Wassertaufe von einem der Apostel die Hände auf den Kopf aufgelegt und der Heilige Geist ging auf ihn nieder.

Heutzutage wird dieses Mysterium von einem Priester durchgeführt in Form einer Myronsalbung des Getauften. Das Myron (Chrisam) ist ein spezielles Öl, das von einem Kirchenoberhaupt zubereitet und gesegnet wird. In der russisch-orthodoxen Kirche wird das Myron von dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland am Gründonnerstag gesegnet und danach an alle Kirchen verteilt. Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel und tragen die Weihe der Apostel auf sich. Dadurch ist die Myronsalbung in ihrem Wesen dasselbe wie die Handauflegung zur Zeit der Apostel.

In der orthodoxen Kirche geschieht die Myronsalbung direkt nach der Taufe.

3. Die Buße (Beichte)

Die Aufforderung zur Buße ist der erste Aufruf unseres Herrn Jesus Christus als er anfing zur predigen: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen“.

Die Buße ist ein Ersuchen um eine Lossprechung der Sünden der menschlichen Seele zur Gott. Das griechische Wort metanoia (Buße) bedeutet wörtlich Umkehr des Denkens. Indem der Mensch seine Sünden sieht, will er sein Leben verändern. So ist die Buße nicht nur das Verstehen seiner Sündigkeit sondern auch ein Verlangen nach einer Befreiung von diesem Leiden. Zuerst war die Buße nur ein Einzelakt, der vor der Taufe begangen wurde. Bereits in der Urkirche gab es eine Form der Buße, die Beichte. In der Beichte tat der Mensch Buße zu Gott vor anwesenden Zeugen. Die Zeugen waren zum einen für die Versöhnung des Büßenden mit der Gemeinde nötig und zum anderen damit der Büßende wieder an den Mysterien der Kirche teilnehmen konnte. Heutzutage wird die Beichte nur von dem Priester abgenommen, der danach das Lossprechungsgebet über dem Beichtenden liest. In diesem Gebet bittet der Priester (oder der Bischof) Gott, dem Reuenden die Sünden zu vergeben. Alles Gesagte bleibt zwischen dem Beichtenden, dem Priester und Gott. Nach dem Kanon der orthodoxen Kirche ist eine Weitergabe an andere Menschen verboten.

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4. Eucharistie (Kommunion)

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Dieses Mysterium wurde von Christus selbst bei seinem letzten Abendmahl eingeführt. Indem er das Brot brach und es seinen Jüngern gab, sagte er: „dies ist mein Leib“. Danach gab er ihnen einen Weinkelch und sagte: „dies ist mein Blut“. Das Evangelium nach Johannes des Theologos berichtet, dass Christus sagte: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“ (Joh. 6:54).

Während dem Mysterium der Eucharistie wird Brot und Wein zu Leib und Blut Christi. Das Leib und das Blut Christi werden uns in diesem Leben gegeben damit wir ewiges Leben erhalten. Aus diesem Grund wird die Eucharistie auch als das Mysterium der Mysterien bezeichnet, das uns bereits in diesem Leben die Möglichkeit gibt, die Ewigkeit zu berühren.

Das Mysterium der Eucharistie wird während einem besonderen Gottesdienst gefeiert, die göttliche Liturgie. Der Verlauf der Liturgie beinhaltet: 1. Die Vorbereitung des gottesdienstlichen Brotes und des Weins durch den Priester in einer besonderen Art. 2. Die Vorbereitung der Menschen zum Mysterium durch geistliche Lieder und Gebete. 3. Der Empfang der heiligen Gaben.

In der orthodoxen Kirche dürfen nicht alle Menschen am Empfang der heiligen Gaben teilnehmen. Nur diejenigen, die Mitglieder der orthodoxen Kirche sind, dürfen an diesem Mysterium teilhaben. Nach der russischen Tradition werden einige Tage vor der Eucharistie nur Speisen ohne tierischen Ursprungs gegessen und am Vortag der Liturgie gebeichtet. Empfangen wird die Kommunion auf nüchternen Magen, ab Mitternacht werden keine Speise und keine Getränke zu sich genommen.

5. Krankensalbung (heilige Ölung)

Dieses Mysterium wurde von der Kirche etabliert um die schwer kranken Mitglieder der Gemeinde zu heilen. Der Brief des Jakobus besagt, dass der Kranke von den Priestern mit Salböl (Olivenöl) gesalbt wird damit er wieder geheilt wird.

In der heutigen Praktik wird die Krankensalbung über dem Kranken in der Kirche, zu Hause oder im Krankenhaus durchgeführt. Meistens führt es nur ein Priester aus.

Zudem wird ein Mal im Jahr während der großen Fastenzeit die heilige Ölung von meist sieben Priestern durchgeführt, an der die Gemeindemitglieder teilnehmen. In diesem Fall leitet der Bischof die Salbung. Es werden die Evangelien und besondere Gebete gelesen und die Mitglieder danach sieben Mal gesalbt.

Die gemeinsame heilige Ölung wird zur Bestärkung der Gläubigen und um ihre vergessenen Sünden zu erlassen, durchgeführt.

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6. Ehe

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Das Mysterium der Ehe besteht seit vielen Jahren und wird in der heiligen Schrift deutlich als: „Dieses Geheimnis ist groß“ charakterisiert.

Alles, was für ein neues Leben gemacht wird, ist ein Geheimnis Gottes und soll aus diesem Grund rein sein.

Die Kirche erkennt die Ehe, die vor den staatlichen Behörden geschlossen wird, an. Viele Gläubige aber möchten diese auch vor Gott segnen lassen.

Das Mysterium der Ehe wird auch Krönung genannt, weil während des Ablaufs des Sakraments, den Neuvermählten Kronen aufgesetzt werden. Sie bedeuten wie das Märtyrertum (das Aufopfern der Eheleute in der Ehe) sowie auch königliche Glückseligkeit und die Krönung für das Reich Gottes.

7. Priesterweihe

Dieses Mysterium, wie auch das Mysterium der Ehe, ist für den Christen nicht notwendig. Es wird an auserwählten Christen verübt, die von der Gemeinde für den Dienst bestimmt werden.

In der Kirche gibt es drei Stufen des Priestertums, die von den Aposteln festgesetzt wurden: Diakonat, Presbyterat und Episkopat.

Dieses Sakrament wird während der Liturgie durchgeführt und wird Ordination oder Handauflegung genannt.

Der Diakon (griechisch „Diener, Helfer“) ist die erste und niederste Stufe des Priestertums. Er erweist dem Priester oder dem Bischof einen Dienst. Er kann kein Mysterium ausführen.

Der Presbyter (griechisch „Älterer“) oder auch Priester ist die mittlere Stufe des Priestertums. Er darf, mit dem Segen des amtierenden Bischofs alle Mysterien vollziehen außer der Priesterweihe.

Der Bischof (griechisch „ Aufseher“) wurde von den Aposteln zur Bekräftigung der Gläubigen in einer Stadt oder einer Region aufgestellt. Die Region, die sich unter dem amtierenden Bischof befindet, wird Diözese genannt. Innerhalb seiner Diözese, ernennt der Bischof Diakone und Priester für den Dienst in den verschiedenen Kirchen. Er kann alle Mysterien durchführen inklusive der Handauflegung der Diakone und Presbyter. Die Bischofsweihe dürfen drei oder in gewissen Ausnahmen zwei amtierende Bischofe zusammen spenden.

Die kirchliche Hierarchie ist eine notwendige Bedingung der Kirche für ihre harmonische Existenz.

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